Auch Christen stecken in der Leistungsfalle. Dabei geht es im Glauben darum, was wir Jesus auf seine Frage „Liebst du mich?“ antworten. Ein Impuls von Frank Hirschmann.
„Ich liebe C.S. Lewis.“ Klingt das nicht irgendwie schräg? Eigentlich müsste ich sagen: „Ich finde seine Werke gut. Brillant. Scharfsinnig. Begeisternd.“ Oder ich sage: „Ich liebe Hummus.“ Und meine, dass er mir gut schmeckt (wenn ich in Israel bin, könnte ich mich reinsetzen).
Ich liebe auch die Bibel, Gottes Wort – von Gottes Geist inspiriert, niedergeschrieben von Menschen. Ihre Schriften zeugen von Gott, von Jesus, vom Heiligen Geist. Aber kann ich ein Buch lieben, selbst wenn es die Bibel ist?
Liebe hat doch mit Beziehung zu tun
Mit einem Gegenüber. Die Bibel kann ich achten, wertschätzen. Sie ist wertvoll, unvergleichbar, kostbar. Sie ist Gottes Wort. Doch dieses Wort wird mir erst durch die Beziehung zum Heiligen Geist lebendig. Wenn das Wort zum „Rhema“ wird, zum persönlichen, zu mir gesprochenen Wort. Im Johannesevangelium sagt Jesus: „Ihr forscht in der Schrift, weil ihr meint, durch sie das ewige Leben zu finden. Aber gerade die Schrift weist auf mich hin. Und doch wollt ihr nicht zu mir kommen, obwohl ihr bei mir das Leben finden würdet“ (Kap. 5, V. 39).
Es ist eine Frage der Liebe – wirklich?
„Liebst du mich?“, wird Petrus von Jesus gefragt (Johannesevangelium, Kap. 21, V. 15-17). Das ist die echte Beziehungsfrage vom Ich zum Du, vom Du zum Ich. Mich beschleicht der Verdacht, dass auch unter vielen Christen die Beziehungsfrage, die Liebesfrage zu Jesus hin nicht recht geklärt ist. Wieso sonst stecken Christen und Gemeinden immer wieder in der Leistungsfalle? Wahrscheinlich, weil wir darauf aus sind, geliebt zu werden. Geachtet und anerkannt zu werden. Aus „Ich liebe!“ wird ein „Liebe mich!“ – als Mensch, als Gemeindeglied, als Christ: „Jesus, ich diene dir. Also liebe mich.“ Aber eine wirkliche Liebesbeziehung ist das nicht.
Es stimmt – als Petrus Jesus mit Ja antwortete, erhielt er im Anschluss den Auftrag, für die „Schafe zu sorgen“, ein Hirte für Menschen zu sein. Doch dieser Dienst war nicht als Leistung gedacht. Die Liebesbeziehung zwischen Jesus und mir bedarf keiner Gegenleistung.
Für Jesus brennen
Nicht der Kopf soll rauchen mit all dem christlichen, dem theoretischen Knowhow. Sondern das Herz darf brennen, entflammt werden. Die Liebe darf entfacht werden, weil „Gott wie ein Backofen voller Liebe ist“, wie Luther es nannte. – Jesus, ich liebe dich!
Bibelstellen nach: Neue Genfer Übersetzung (2011)
Danke, Frank! Es ist wichtig, regelmäßig an diese tiefe Wahrheit zu erinnern. Ich denke dabei auch an die Botschaft Jesu an die Gemeinde von Ephesus (Offenbarung 2,4): viel Aktion, viel Leidensbereitschaft, aber keine erste Liebe mehr. Interessant, dass das ausgerechnet das erste Sendschreiben ist.
Wahrscheinlich weil wir zu stark leistungsbezogen leben tappen wir auch als Christen immer wieder in diese Falle hinein. Swen Schönheit zitiert Hudson Taylor in seinem Beitrag über ihn in der Zeitschrift „Geistesgegenwärtig“ der GGE: „Ich glaube, wir bleiben nicht in Jesus, nicht weil wir zu schwach sind, sondern weil wir zu stark sind (…).“ (S. 17, 1/2022) Wenn ich das übertrage, dann sind wir so sehr leistungsorientiert, dass wir nicht wirklich in der Liebe zu bleiben, oder nicht Sein können in der Liebe ohne Leistung. D.h aber auch wir sind erfolgsorientiert und weniger „Früchte orientiert“. Darum wird dieses Thema immer ein grundlegendes Thema sein.