UNUM24: 5000 Christen beten und preisen Gott gemeinsam

Am Wochenende ist UNUM24, die „Eins-Sein-Konferenz“, in München zu Ende gegangen. Christian Wolfram hat uns Eindrücke und Gedanken von dort mitgebracht.   

Die weltbekannte Konstruktion des Zeltdachs der Münchener Olympiahalle sollte Programm sein: Christen versammeln sich unter einem Dach im „Zelt der Begegnung“ (im Alten Testament der Ort der manifesten Gegenwart Gottes) zum gemeinsamen Gebet, Lobpreis und geistlichen Impulsen. Als neues Format einer internationalen Glaubenskonferenz lud UNUM24 vom 20. bis 23. Juni ein: ohne ein darüber hinausgehendes inhaltliches Programm, nur mit (bekannten) Namen in der Ankündigung. Hinter UNUM24 stehen als Initiatoren Fadi Krikor (Gründer von Father’s House for all Nations und Gerhard Kehl (Jordan-Stiftung). Von kirchlicher Seite waren Tobias Bilz, Landesbischof der Evang.-Luth. Landeskirche Sachsens, und der katholische Bischof Heinrich Timmerevers (Bistum Dresden-Meißen) als Sprecher dabei.

In den Redebeiträgen ging es dann auch um die Einheit der Christen: biblisch fundiert durch Johannes Hartl (Gründer des Gebetshauses Augsburg) und Bill Johnson (Bethel Church, Redding, USA), praktisch und eindrücklich umgesetzt durch Fadi Krikor mit Gemeindeleitern aus Ägypten, Israel, Libanon, Syrien und Armenien neben „westlichen“ Leitern: Sie machten sich auf der Bühne im Gebet eins vor Gott. Wegweisend war für mich aber besonders der Prediger des Sonntags, Tobias Bilz, mit den reformatorischen Grunderkenntnissen: Nach dem Highlight des Kongresses sei sicher, dass wir wieder sündigen, dass der Andere auch sündigt und – noch schlimmer – seinen Glauben anders lebt. Einheit könne da nur über die gemeinsame Liebe zu Jesus bewahrt werden, wie es im Johannesevangelium steht (Kap. 21, V. 17). Miteinander zu Jesus sagen: „Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich lieb habe.“

Gemeindeleiter aus dem Nahen Osten, Deutschland und den USA beten gemeinsam

Landesbischof Tobias Bilz spricht auf der UNUM

Gegendemo fand kaum Beachtung

Parallel zu UNUM24 fand – definitiv zufällig – der Christopher Street Day München 24 mit 325.000 Teilnehmern statt. Dessen Organisatoren, unterstützt durch die 3. Bürgermeisterin Münchens, schossen schon im Vorfeld scharf und öffentlich gegen die Konferenz und unterstellten homophobe Intoleranz und dass man für einen „Gottesstaat“ beten wolle (eine Einladung zum Gespräch durch Initiatoren und Sprecher wurde nicht angenommen). Eine Gegendemonstration „NoUNUM“ mit rund 120 Leuten auf dem Olympiagelände fand allerdings kaum Beachtung und ging in einem Platzregen unter. Rainer Harter (Gebetshaus Freiburg) bedauerte diese stark ablehnende Haltung im Anschluss an die Konferenz und erkannte ein ganzes Bündel an Missverständnissen.

Mein Eindruck ist, dass gerade die jüngere Generation die Mächte spürt, die sich allgemein gegen den Glauben formieren. In der Halle bei bis zu 5000 vor allem jungen Teilnehmern wurde im lautstarken Lobpreis wieder und wieder Gott und Jesus als Sieger proklamiert. „Vergesst eure Probleme … Ausweglosigkeit ist keine Option“: so die einleitenden Worte eines Lobpreisleiters. Die Sehnsüchte und Ängste der jungen Generation sind eine Aufgabe für christliche Leiter, der sie sich verantwortungsvoll stellen müssen. Dazu dürfte UNUM24 einen Beitrag geleistet haben. Die Gefühlsschiene war wichtig, war hörbar und sichtbar. Nicht nur bei den Konzerten am späten Abend.

Erweckung beginnt mit der Buße Einzelner

Was mir noch auffiel: Was wir früher Evangelisation nannten, heißt heute Erweckung. Wobei eine Verschiebung vom Individuellen zum Kollektiven stattgefunden hat, von der Transformation des Einzelnen zur Transformation einer Gesellschaft oder des Gemeinwesens. Dokumentierte Erweckungen haben tatsächlich kollektive Moral verändert, aber immer über eine tiefgehende Buße, die den Einzelnen traf. Insofern war Bischof Bilz‘ Predigt über die Sünde („Ich muss euch heute morgen etwas zumuten“) außerordentlich wichtig. Nur die Macht Gottes im geschützten Raum der vielen Gleichgesinnten zu proklamieren, trägt im Alltag nicht durch. Und: Die Rolle der medialen Inszenierung (Bildschirme, Spotlights, Nebelanlage, ein Kameramann läuft auf der Bühne herum für Nahaufnahmen, Ohropax wird am Eingang ausgegeben …) sollte man einmal im geistlichen Rahmen überdenken.


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Christian Wolfram

Christian Wolfram ist Pfarrer i.R. der Ev.-Luth. Kirche in Bayern und 2. Vorsitzender der GGE Nordbayern.

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