Von Gott in Position gebracht – für Gottes Wirken

Verantwortliche aus unterschiedlichen Kirchen haben sich jetzt in Würzburg beim Christlichen Covent Deutschland getroffen. Jonathan Richter war mit wachen Augen und Ohren dabei. Hören wir, was Gottes Geist uns heute sagt? 

Was ist heute „dran“ – für die Kirche, das Reich Gottes, den Leib Christi? 

Die Fragestellung wirft mich mitten hinein in den Christlichen Convent Deutschland, den CCD, an dem ich in diesem Jahr zum zweiten Mal teilnehme. Ich sitze in der Vineyard-Gemeinde in Würzburg am Tisch mit Verantwortungsträgern unterschiedlichster christlicher Werke und Gemeinden. Hier finde ich den Pastor einer internationalen Gemeinde neben der Büroleitung der christlichen Bekenntnisschulen, da eine Gruppe griechisch-orthodoxer Christen im Gespräch mit jüdisch-messianischen Teilnehmern. Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen ist genauso vertreten wie das Gospel Forum Stuttgart – die Breite im Teilnehmerkreis ist wahrlich nicht zu übersehen. 

Die Ökumene hat vier Aspekte

Vielfältig kommt er daher, der CCD, doch keineswegs beliebig. Unter dem Motto „Liebe wahren – Wahrheit lieben“ kamen vom 9. bis 11. September um die 110 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammen, um gemeinsam der „Ökumene der Wahrheit“ nachzugehen – der vierten Dimension des von Heinrich Christian Rust einst skizzierten „Vierklangs der Ökumene“. Die Einheit im Leib Christi ist immer eine „Ökumene der Wahrheit“, die nicht ohne die „Ökumene der Herzen“ auskommt. Sie verschreibt sich einer „Ökumene der Sendung“, ohne die „Ökumene der Herrlichkeit“ auszuklammern. Keiner dieser vier Teilaspekte, die auf dem Gebet Jesu für seine Jünger (Johannesevangelium, Kap. 17) beruhen, kann ohne die anderen drei betrachtet werden. 

Was geistliche Stimmen im Land sagen 

Den Vierklang der Ökumene stützte Peter Zimmerling mit seinem Auftaktvortrag. Der Leipziger Universitätsprofessor rief – auch angesichts einer unsicher wirkenden Zukunft der Kirche – zu einer Haltung der Dankbarkeit auf. Er betonte, dass aus dem Missionsauftrag die je passende Gestalt von Kirche erwächst und dass die Kirche im Angesicht erschütternder Krisen wie „Corona“ für Menschen nach wie vor bedeutsam ist. Schließlich warb er für eine Versöhnung von „Kampf und Kontemplation“, also von sozial engagierten Menschenliebenden und Gott liebenden Mystikern (zu denen mit einem Augenzwinkern wahrscheinlich die vielen anwesenden „Charismatiker“ zählen würden). Aus lutherischer Perspektive sicher ein wertvoller Beitrag, dabei blieb er jedoch eher den aktuellen Umwälzungen seiner Kirchenfamilie verhaftet. 

Ein persönliches Highlight war für mich die Podiumsdiskussion, als der „Hebräer“ neben dem „Griechen“ saß, also der messianische Jude Wladimir Pikman neben dem orthodoxen Theologieprofessor Stefanos Athanasiou. In ihrem Dialog über Gnade und Wahrheit waren sie sich einig, dass es bei der jüdisch-christlichen Wahrheit nicht um etwas Statisches, sondern um Beziehung geht und darin um Gottes Zuverlässigkeit und seine Bundestreue.

Im Dialog über „Gnade und Wahrheit“ (v. links): Swen Schönheit (GGE Deutschland, Berlin), Stefanos Athanasiou (Professor für Theologie, München), Wladimir Pikman (Beit Sar Shalom Evangeliumsdienst und jüdisch-messianischer Rabbiner, Berlin), Tillmann Krüger (Braunschweiger Friedenskirche und GGE im BEFG). 

Nahm Geigenbauer und Pferdeliebhaber Martin Schleske die versammelte Leiterschaft mit hinein in die hohe Kunst der Seelenführung, erdete Steffen Kern, Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, die Zuhörer mit seinem Plädoyer: Sucht Christus in den Niederungen dieser Welt, denn allein mit dem Himmel im Herzen können und sollen wir diese und keine andere Erde verändern.

Gott liebt es, wenn wir uns eins machen

Das eine war die Menge prominenter geistlicher Stimmen im Land, das andere waren die vielen persönlichen Begegnungen; ganz besonders wichtig aber war das gemeinsame Gebet. Es waren die Momente, in denen ich spürte: Gott liebt es, wenn wir uns eins machen vor ihm, wenn wir mit unserer Gebrochenheit genauso vor ihn kommen wie mit unserer Ratlosigkeit, unseren Fragen an ihn für unser Land. All das geschah mit ganz viel Dank und tiefem Flehen. Die ganze Tagung war spürbar durchtränkt von einer Haltung der Demut, dem Wissen, dass wir aufeinander angewiesen sind und voneinander lernen. 

Immer wieder wird gefragt: Braucht es solche Treffen? Es gibt doch so viel anderes. Ja, es braucht sie. Die, die da waren haben sie gebraucht, Gott hat uns gebraucht. Und wir haben die vermisst und für die gebetet, die in diesem Kreis noch nicht vertreten sind – dass sie nicht auf unser „Programm“ hin kommen, sondern auf seinen Ruf hin.

Ein wahrer Moment des Geistes

Vieles war eindrücklich, eines ein wahrer Moment des Geistes: Am letzten Tag sprach der seiner körperlichen Kräfte beraubte Heiner Rust zu uns. Und Gottes Kraft war so stark in ihm! Er rief uns zu einem Leben voll und ganz aus der Kraft des Heiligen Geistes. Tagtäglich. Es war ein persönliches Lebensbekenntnis, ein Auftrag, ein Vermächtnis. Wenige Tage später, am 16. September, verstarb der Autor des Vierklangs der Ökumene.  

Prophetisches Bild: Verantwortliche sind gerufen und positioniert 

Der CCD endete sehr persönlich. In der Mitte des Raumes ein Kreuz mit vier Ecken – in blau und rot und grün und gelb. Die Farben standen für den Vierklang der Ökumene. Wir beteten um das Kreuz und ich glaube, ein jeder spürte, wohin Gottes Geist ihn zieht. Wir beteten und verweilten, schließlich beteten wir füreinander und sprachen uns Gottes Segen zu. In einem prophetischen Bild wurde es deutlich: Die in Verantwortung sind gerufen und positioniert – an besonderen Stellen für ein besonderes Wirken des Herrn.

Ein für mich eindrücklicher CCD ist zu Ende, doch der Ruf, der davon ausging, ist es nicht. Wenn auch das Tagesgeschäft oder das Weltgeschehen oft allzu laut unsere Aufmerksamkeit fordern: Hören wir, wie der Geist zu uns spricht? Ich wünsche uns diese geöffneten Ohren des Herzens. In Würzburg waren sie zu finden.

Der Christliche Convent Deutschland
Der „Vierklang der Ökumene“ prägt den CCD von Beginn an: 2015 kamen zum ersten Mal Verantwortliche unterschiedlichster christlichen Konfessionen sowie Leitende aus Verbänden und Netzwerken zusammen. Sie hatten den Eindruck, dass Gott sie rief: „Kommt zusammen und sucht mein Angesicht!“ Dieser Ruf war auch in Würzburg 2024 das Leitmotiv aller Begegnungen, Referate und des gemeinsamen Gebets.

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Jonathan Richter

Jonathan Richter ist Pfarrer der Ev. Landeskirche in Baden und Mitglied im Leitungskreis der GGE. Er liebt es sich mit anderen Christen eins zu machen und arbeitet in einem Netzwerk christlicher Leiter in der Schwarzwald-Baar-Region mit. Als Papa genießt er immer wieder die Familienzeit.

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