Wozu gibt es Kirche? Madlen Goldhahn denkt mit uns am heutigen Reformationstag neu über diese Frage nach. Sie lädt zum Gemeindekongress der EKM 2025 in Erfurt ein – weil sich Kirche gemeinsam besser träumen lässt.
Am 31. Oktober 1517 schlug Martin Luther laut Überlieferung 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche an und rief damit zur Diskussion auf. Dieser Thesenanschlag gilt als der Beginn der Reformation. Der Reformationstag, den die evangelische Kirche auch heute wieder mit Gottesdiensten, Konzerten, Vorträgen und Aktionen feiert, erinnert daran. Evangelische Christen verstehen Kirche immer auch als eine nicht fertige Baustelle. Sie bleibt immer reformbedürftig (auch wenn für Luther „die Kirche“ nicht im Mittelpunkt seiner Überlegungen stand, auch nicht ihre Reformation, sondern die „Rechtfertigung des Sünders“ aus dem Glauben an Jesus Christus).
Zum Reformationstag heute möchte ich euch einladen, mit mir über drei entscheidende Fragen nachzudenken, die Felix Eiffler in seinem Buch Kirche hier und jetzt stellt. Er schreibt:
Als Martin Luther King am 28. August 1963 in Washington seine berühmteste Rede hielt, berührte er die Menschen nicht deshalb so sehr, weil er ihnen eine Strategie vorstellte oder weil er eine Problemanalyse skizzierte. Nein, er berührte die Menschen, weil er ihnen einen Traum vorstellte. Einen Traum, der eine wunderschöne und verheißungsvolle Version der Wirklichkeit zeichnete. Einen Traum, größer als die versammelten Menschen selbst. Einen Traum, der Menschen Hoffnung gab und sie motivierte. Martin Luther King hatte ein klares Warum. Dieses Warum war ansteckend und löste eine Bewegung aus. Ein motivierendes Warum ist der Schlüssel zum Erfolg, auch in anderen Bereichen. Der Kulturanthropologe Simon Sinek hat eine spannende Beobachtung gemacht: Die erfolgreichsten Unternehmungen haben eine zentrale Frage geklärt und können diese sehr präzise beantworten: „Warum gibt es uns?“ Oder auch: „Wozu gibt es uns?“ Sinek leitet daraus die Forderung ab: „Start with Why!“ Wer nicht benennen kann, warum es die eigene Organisation oder das eigene Unternehmen gibt, der wird sich schwer damit tun, zu beschreiben, wie die Organisation handelt und was sie herstellen oder erreichen möchte. Sinek verwendet dafür das Bild von drei konzentrischen Kreisen, die er „golden circle“ (goldener Kreis) nennt. Im inneren Kreis steht Warum, im mittleren Kreis steht Wie und im äußeren Was. Das ist die ganze Logik: Wer das Warum benennen kann, der hat auch eine ziemlich klare Vorstellung vom Wie und vom Was. Oder anders formuliert: Je eindeutiger das Warum, desto klarer ergeben sich Wie und Was. Auf die Kirche übertragen bedeutet das die Klärung der folgenden Fragen:
• Warum und wozu gibt es die Kirche? Oder: Was ist unser Auftrag, unsere Sendung, unsere Mission?
• Was ist unser Kontext? Oder: Wo leben wir und wem wollen wir auf welche Art und Weise dienen?
• Was würde fehlen, wenn es keine Kirche gäbe? Oder: Würde jemand das Fehlen der Kirche merken?
(aus Felix Eiffler: Kirche hier und jetzt. Wie Christen Gottes Mission treu sind und ihrem Kontext gerecht werden. Theorie und Praxis für Gemeinden und Gründer. SCM R.Brockhaus, Holzgerlingen 2023, S. 7-8. Veröffentlichung mit freundl. Genehmigung des Verlages.)
Hast du Lust, an dieser Stelle weiterzudenken? Möchtest du dich mit anderen treffen und ins Gespräch kommen, die auch Kirche mitgestalten wollen? Willst du dich mit Leuten vernetzen, die ähnlich unterwegs sind? Gelegenheit dazu gibt es zum Beispiel auf dem Gemeindekongress der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) „Lass Funken sprühen“ am 22. Februar 2025 im Congress Center Messe Erfurt.
Auf dem „Markt der sprühenden Ideen“ kannst du dich dort mit Gründern und Gründerinnen und vielen anderen kreativen Menschen darüber austauschen, was dir selbst Freude macht und was auch andere begeistert. Wie gelingt es, Gemeinschaft im Glauben und Verbundenheit im Leben zu schaffen? Welche spannenden Ansätze oder neuen Formen testet ihr in deiner Gemeinde, im Erprobungsraum, im Kirchenkreis oder auch ganz außerhalb der „kirchlichen Blase“?
In sechs Themen-Ateliers geht es um die konkrete Kirche der Zukunft, um „christliches Empowerment“ (wie die Kraft des Evangeliums Menschen ermutigt, befähigt und bevollmächtigt) und darum, wie wir das Leben mit Gottes Segen verweben, was wir mit (leerstehenden) Kirchengebäuden tun und wie wir christliche Spiritualität im Alltag leben. Es wird einen Freiraum geben, wo jeder seine Ideen, Gedanken und Fragen mitbringen kann. Am Nachmittag gibt es vertiefende (und thematisch noch ganz andere) Workshops zu entdecken: Wie macht man aus gelassenem Scheitern einen Themenabend? Welche Erfahrungen bringen Menschen aus zehn Jahren Erprobungsräumen mit? Wie gewinnt man Ehrenamtliche und wird als Gemeinde widerstandsfähig? Oder ihr überlegt, was die Evangelien mit eurem Leben zu tun haben, oder macht beim offenen Singen mit
…Ich bin dabei – vielleicht sehen wir uns?!
Gemeindekongress „Lass Funken sprühen“ der EKM
Wann: 22. Februar 2025 im Congress Center Messe Erfurt
Programm: Start um 9.30 Uhr mit Musik, Kaffee und Tee. Samuel Koch spricht um 10 Uhr auf der Hauptbühne, ab 11.30 Uhr geht es in die Themen-Ateliers. Der „Markt der sprühenden Ideen“ startet um 13 Uhr (mit Mittagessen und Kaffeepause), parallel dazu können Workshops besucht werden. Der Tag endet um 16.30 Uhr mit dem Schlussplenum und klingt im Foyer aus.
Mit dabei: Samuel Koch (Schauspieler u. Autor), Friedrich Kramer (Landesbischof der EKM), Anna-Nicole Heinrich (Präses der Synode der EKD, angefragt).
Alle Infos, Tages- u. Gruppentickets: online über die Webseite, bitte direkt bei der Anmeldung für ein Themen-Atelier und max. zwei Workshops entscheiden.
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