Holocaust-Gedenktag: Schüler stellen sich an Seite der Juden



In Israel wird heute, 24. April 2025, der Opfer des Holocaust und des jüdischen Widerstands gegen das Hitlerregime gedacht. Anlässlich des Jom haSchoa nimmt uns Hans-Joachim Scholz mit nach Bitola in Nordmazedonien, wo Jugendliche unlängst der jüdischen Opfer gedacht haben. Schüler aus Chemnitz waren dabei.  

Schüler des Ev. Schulzentrums Chemnitz und des Josip-Broz-Tito-Gymnasiums gedachten gemeinsam der 3700 Juden, die 1943 allein aus Bitola deportiert wurden.

Als „geistliche Begleiter“ war ich mit meiner Frau Rita zum „March of the Living“ (dem „Marsch der Lebenden“) in Bitola eingeladen, den die Jüdische Gemeinschaft in Mazedonien mit der Stadtverwaltung und dem Roten Kreuz organisiert hatte. Stellvertretend für deutsche evangelische Christen und unsere Kirche – und ich daher ganz offiziell im Talar – durften wir der jüdischen Gemeinschaft die „bleibende Erwählung Israels“ bezeugen, wie sie auch in kirchlichen Dokumenten benannt wird. Eine ältere Teilnehmerin aus Israel bedankte sich ausdrücklich dafür, sie war durch das Internet auf die Veranstaltung aufmerksam geworden und hatte noch nie eine solche Begegnung mit Christen erlebt.

Gebet zum gemeinsamen Vater im Himmel

Mit Worten aus dem Gebetbuch Israels, den Psalmen, gaben wir Christen den Trost an Juden „zurück“, den wir ihnen verdanken: „Ihr habt diese Worte gebetet, bevor wir sie kannten. Ihr wart vor uns bei Gott mit diesen Worten. Wir stellen uns zu euch, an eure Seite vor unserem gemeinsamen ,Vater im Himmel’: Avinu Malkenu. Hier finden wir zueinander, bei dem, der ,über den Lobgesängen Israels thront’ (Psalm 22, V. 4). Wir waren nicht in Ägypten, wir waren nicht in Auschwitz – aber im Gedenken an die Schoa finden wir uns und denken an unsere Zukunft, in der wir gemeinsam ,am Tisch bei Abraham, Isaak und Jakob im Reich Gottes’ (Matthäusevangelium, Kap. 8, V. 11) sitzen werden.“ 

Foto-Ausstellung auf der Gedenkfeier in Bitola. 

Ein besonderer Höhepunkt war das Gedenken an die jüdischen Opfer der Deportation ins Vernichtungslager Treblinka. Das hebräische Wort für „Opfer“ steht ganz allgemein für die Opfer im jüdischen Tempel wie auch für Kriegs- oder Verkehrsopfer oder eben die Opfer der Schoa. Bei jeder Schabbatfeier symbolisiert das Brot (Chala) die damals im Tempel dargebrachten Opfer; entscheidend ist, dass Salz auf die Chala gestreut wird: „Bei allen deinen Opfern darfst du das Salz des Bundes nicht fehlen lassen!“ (3. Buch Mose, Kap. 2, V. 13). Wir nun streuten Salz auf die Gleise, auf denen einst die Todeszüge rollten, zur Erinnerung an den ewigen Bund Gottes mit seinem Volk. Das Salz des Bundes tröstet: Gott ist treu und gerecht, wider allen Anschein. 

Auch kommende Generationen müssen sich erinnern

Jugendliche aus Israel, Deutschland und Makedonien kommen seit 2016 im mazedonischen Bitola zusammen, um die Erinnerung an den Holocaust auch in nachkommenden Generationen wach zu halten. Deutsche und mazedonische Jugendliche legten auf Initiative des israelischen Botschafters für den Balkan, Dan Oryan, und der „Jewish Heritage Foundation“ die Grabplatten des jüdischen Friedhofs in Bitola wieder frei – seitdem finden der „March of the Living“ und die Gedenkfeier jedes Jahr im März statt. Bekannt durch ihre Versöhnungswege, war die GGE Deutschland von Anfang an zur Mitarbeit eingeladen. Seit 2024 besteht eine Schulpartnerschaft zwischen dem Evangelischen Schulzentrum Chemnitz und dem Josip-Broz-Tito-Gymnasium in Bitola, in Verbindung gebracht durch Rektorin Claudia Zimmermann und Pfr. Holger Bartsch, Leiter im Arbeitskreis der GGE Sachsen und Mitglied im Vorstand der GGE Deutschland. Teil der Partnerschaft ist auch ein mehrtägiger Schüleraustausch.  

Gedenken und Gebet auf dem jüdischen Friedhof in Bitola. 

Hans-Joachim Scholz

Hans-Joachim Scholz ist Pfarrer in der badischen Landeskirche und seit Kurzem im Ruhestand. Er und seine Frau Rita leiten den GGE-Dienst „Kirche und Israel“, weil beides für sie unbedingt zusammengehört.

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