Irgendwie gehört er dazu, aber richtig fassen lässt er sich nicht: der Heilige Geist. Wer ist der Dritte der Dreieinigkeit, der keinen eigenen Namen hat? Ein Streifzug durch die Bibel. Von Swen Schönheit
Jesus hat vor seiner Kreuzigung von einer Art Stabwechsel gesprochen, vom Übergang in eine neue Ära, in der seine physische Nähe durch die „Gegenwart des Geistes“ abgelöst wird. Mehrmals sagt er seinen verunsicherten Jüngern in den Abschiedsreden im Johannesevangelium zu, dass er ihnen einen „anderen Beistand“ schicken werde. Nach seiner Rückkehr in den Himmel nimmt der Heilige Geist den Platz von Jesus ein: in der Mitte der Jünger und in jedem einzelnen von ihnen persönlich – wie in seinen Nachfolgern bis heute.
Der Heilige Geist schenkt Gemeinschaft mit Gott
Paulus beendet seinen 2. Korintherbrief mit dem Wunsch: „Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ Hier wird dasselbe griechische Wort „koinonia“ verwendet, das auch die „Gemeinschaft“ mit Christus – zum Beispiel im Abendmahl – beschreibt (1 Kor 1,9; 10,16).
Der Heilige Geist legt uns die Liebe des himmlischen Vaters ins Herz. Er gibt uns die Gewissheit, Gottes Kinder zu sein (Röm 5,5; 8,14-16). Nur der Geist ermöglicht das Geheimnis des Glaubens, dass Christus in unseren Herzen wohnt (Eph 3,16-17). So zentral ist er in unserer Beziehung zu Gott.
Wieso bleibt er für viele trotzdem … abstrakt?
Es gibt sicherlich viele Gründe dafür, dass uns die Sache mit dem Heiligen Geist dennoch oft so abstrakt und blass vorkommt. Dazu gehört unser rationalistisch-naturwissenschaftliches Bildungsideal, das religiöse Erfahrung als subjektiv und nicht überprüfbar abwertet. Dazu zählt auch eine gewisse emotionale Hemmung, von der unsere kirchliche Kultur geprägt ist. Aber auch in der deutschen Sprache führt uns das Wortfeld „Geist“ allzu leicht auf die falsche Spur. Wir denken zunächst an etwas „Geistreiches“, an Intelligenz und Sachen im Kopf. Damit ist die Weiche falsch gestellt: Der Geist wird zum „es“. Der Erwartungshorizont verkommt zum „überall und nirgends“.
Der Heilige Geist ist die Kraft aus der Höhe
In der heiligen Schrift ist der Heilige Geist jedoch personal, wiewohl er als Kraftfeld erlebt wird (griechisch: „dynamis“). Das hebräische Alte Testament spricht von der (!) „ruach“, was „Atem, Hauch, Wind“, aber auch „Geist“ bedeuten kann. Ohne diese „dritte Dimension“ gäbe es keine Menschen (vgl. Gen 2,7): Nur weil Gott uns „angehaucht“ hat, wird unser Körper (Materie) zu einer „lebendigen Seele“ (Persönlichkeit).
Das Neue Testament spricht vom „pneuma“, was ebenfalls „Wind“, aber auch „Geist“ bedeuten kann. Im Johannesevangelium sagt Jesus, dass letztlich nur Gottes Geist ein geistliches und damit unvergängliches, „ewiges“ Leben ermöglicht (Kap. 3,16). Nach seiner Auferstehung „hauchte“ Jesus seine Jünger an und „sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!“ (Joh 20,22). Bevor sie sich aufmachten und als Zeugen das Evangelium „bis an die Grenzen der Erde“ bringen würden, sollten sie „mit der Kraft aus der Höhe erfüllt“ werden (Apg 1,8).
Pfingsten war nur der Anfang
So begegnet uns in der Apostelgeschichte des Lukas eine Serie von Schlüsselerfahrungen mit dem Heiligen Geist: Menschen werden mit dem Heiligen Geist „erfüllt“, sie „empfangen“ ihn, er wird „verliehen“. Der Pfingsttag war dabei „nur“ eine Art Initialzündung: Die alte Verheißung der Propheten tritt in Kraft, der Geist Gottes wird ausgegossen „über alles Fleisch“, also ohne Unterschiede des Alters, des Geschlechts oder des Standes auf alle, die sich von Herzen zu Gott bekehren und „ihm gehorchen“ (Apg 5,31-32). Bei der internationalen Mission der frühen Kirche führt der Heilige Geist spürbar die Regie. Die ersten Zeugen haben ihn als den „Freund und Helfer“ zur Seite, wie Jesus es versprochen hatte.
Tun wir zu viel aus eigener Kraft?
Man kann sich schon fragen, ob wir in unseren Kirchen und Gemeinden so viel Betriebsamkeit und oftmals Überforderung erleben, weil wir zu viel aus eigener Kraft tun und die „Kraft aus der Höhe“ verloren haben. Der auferstandene Christus hatte jedenfalls für seine Diener eine echte „Synergie von Himmel und Erde“ vorgesehen: „Und der Herr wirkte mit ihnen (griechisch: ,synergeo’) und bekräftigte das Wort durch die mitfolgenden Zeichen“ (Mk 16,20).
Der Heilige Geist löscht unseren geistlichen Durst
Paulus scheut sich nicht, sogar eine Analogie zwischen dem Weingenuss und der Fülle (und Freude) des Geistes herzustellen: „Berauscht euch nicht mit Wein – das macht zügellos –, sondern lasst euch vom Geist erfüllen!“ (Eph 5,18). Die griechische Verbform hier macht deutlich, dass es nicht um eine einmalige „Erfüllung“ geht; wir brauchen sie immer wieder. Wir müssen dranbleiben. Wir dürfen vor Gott unseren Durst „nach mehr“ ausdrücken. Er wartet darauf: „Wer durstig ist, der komme! Wer will, empfange unentgeltlich das Wasser des Lebens!“ (Offb 22,17).
Gott hat von seiner Verheißung nichts zurückgenommen. Wir dürfen unseren himmlischen Vater wie Kinder bitten, dass er uns mit seinen guten Gaben beschenkt: „Wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten“, verspricht Jesus (Lk 11,13).
Ich bin sehr dankbar, dass es den Heiligen Geist gibt. Das erste Mal habe ich die Erfüllung bei meiner Großtaufe mit 14 Jahren erlebt und dann später immer wieder. Wie hätte ich sonst ein missionarisches Christsein leben können? Der HG ist es ja der das Wort Gottes aufschließt und die Freude beim Lesen und Studieren der Bibel schenkt, auf konkrete Fragen antwortet und mich führt.Er ist es der mich beim Loben und Anbeten Gottes glücklich sein läßt.