Hat Israel einen Platz in meiner Gemeinde?

Der Israelkongress in Schwäbisch Gmünd hat Thomas Mistele den Blick für ein vernachlässigtes Thema geschärft. Denn das Land Israel und seine Leute kommen im Gemeindealltag sehr oft gar nicht vor. 

Die Teilnehmer – laut Veranstalter rund 800 – feiern den Sabbatbeginn mit Benjamin Berger, Pastor einer jüdisch-messianischen Gemeinde in Jerusalem.

Als Kirchengemeinderat in Ilsfeld (Baden-Württemberg) beschäftige ich mich hauptsächlich mit Organisationsstrukturen, Gebäuden und nachhaltigem Wirtschaften, mit der Mitarbeitersuche und der Belebung von Kinder- und Jugendarbeit. Ab und zu kommen in den Gremien auch Fragen zu Glaubensinhalten vor, wenn es zum Beispiel um Gottesdienstformen oder Glaubenskurse geht. Über Israel oder messianische Juden reden wir aber nie.

Israel ist auch in der Kirche ein heikles Thema

In unseren Hauskreisen oder Gesprächsgruppen geht es eher um die persönliche Gottesbeziehung, gelebten Glauben, innere Heilungsprozesse oder geistliche Gaben und Persönlichkeitsentwicklung. Das jüdische Volk, das Land Israel oder an Jesus gläubige Juden kommen auch dort kaum vor. Mein Eindruck ist: Wir halten zum Israel-Thema gern Abstand, weil es uns nicht unmittelbar betrifft und weil es heikel ist. Mir geht es nicht anders. Ich bin manchmal erleichtert, wenn ich zu dem, was derzeit in Israel geschieht, nicht konkret Stellung beziehen muss. Das gilt für Diskussionen in der Gemeinde wie im familiären oder beruflichen Alltag.

Viele Anstöße zum Nach- und Weiterdenken konnte ich jetzt vor wenigen Tagen vom Israelkongress des christlichen Gästehauses Schönblick in Schwäbisch Gmünd mitnehmen: Ich habe viel gelernt und meinen Blick für Fragen, die sich im Zusammenhang mit Israel stellen, schärfen können. Die GGE Deutschland war als Kooperationspartner des Kongresses mit einem eigenen Stand und ihren „Kirche und Israel“-Experten Rita und Hans-Joachim Scholz vor Ort – und mit vielen der aktuellen GEISTESGEGENWÄRTIG-Magazine „Israel“ im Gepäck.

Hans-Joachim und Rita Scholz (li. u. Mitte) am gemeinsamen Stand von GGE Deutschland und TJCII.

Bei strahlendem Sonnenschein: Mittagspause im Garten auf dem Schönblick. 

Da ist Bewegung drin: Shilo Ben Hod mit der Band Solu Israel.

Messianische Juden und Christen gehören zusammen

Die Beziehungen zwischen messianischen – also an Jesus als den Messias gläubigen – Juden und Christen aus den anderen Völkern waren Thema mehrerer Vorträge und Seminare. Darüber sprechen in der Bibel der Römerbrief (Kapitel 9 bis 11) und der Epheserbrief (Kap. 2) des Apostels Paulus. Die Verbundenheit dieser beiden „Linien“ der Christenheit war nach meiner Wahrnehmung das Hauptthema des Kongresses. Mit an unserem GGE-Stand war die Initiative „Toward Jerusalem Council II“ (TJCII), deren Anliegen ebenfalls ist, jüdische Jesus-Gläubige mit Christen anderer Nationen im „einen Leib Christi“ zu versöhnen. Auch viele weitere Organisationen, die mit einem Stand auf dem Kongress vertreten waren, unterstützen messianische Juden in irgendeiner Form. Es war interessant und spannend zu erfahren, wie dynamisch die Entwicklung der messianischen Gemeinden heute ist und welche aktuelle Bedeutung die Texte von Paulus damit für uns bekommen.

Bei den Seminaren gab es eine große Auswahl an Themen. Ich konnte Hintergrundwissen über die Geschichte des Westjordanlands und zur umstrittenen Justizreform in Israel sammeln. Obwohl diese Themen häufig in unseren Nachrichten auftauchen, gab es doch einige neue Zusammenhänge, die mir in künftigen Diskussionen helfen werden.

Israel braucht den Gott, der Wunder tut

Wie nicht anders zu erwarten, gab es auch auf dem Israelkongress keine einfachen Antworten auf die großen aktuellen Fragen wie den Krieg oder mögliche Nachkriegsordnungen, einen dauerhaften Frieden in der Region oder wie Israel von der internationalen Politik behandelt werden wird. Andererseits erfuhren wir in vielen Berichten, wie Menschen in Israel mit Spannungen und offenen Fragen umgehen und wie resilient und belastbar die Gesellschaft Israels dennoch ist. Im Vergleich zu uns Deutschen haben Israelis mehr Zukunftshoffnung, die Bevölkerung wächst stärker und es werden in Israel auch mehr Firmen gegründet. Auch in Umfragen zum Glücksempfinden schneiden Israelis deutlich besser ab als Deutsche (zuletzt im „Weltglücksbericht 2024“).

Immer wieder kamen wir am Schluss der thematischen Einheiten zu der Erkenntnis, dass für viele der Probleme Israels keine Lösung sichtbar ist – außer, wenn Gott ein Wunder tut. Ein solches „übernatürliches Eingreifen“, das von Referenten und Teilnehmern immer wieder angesprochen und in Gebeten genannt wurde, ist, dass doch viele Juden und Araber, Israelis und Menschen aus den Nachbarländern zum Glauben an den Erlöser Jesus finden mögen. Dafür möchte ich weiterhin beten. Fürbitte könnte auch der erste Schritt sein, um dem Thema „Israel“ in all seinen Facetten mehr Raum im Gemeindeleben vor Ort zu geben.


ZUM WEITERLESEN … zuhause und in der Gemeinde

GGE-Magazin GEISTESGEGENWÄRTIG zum Thema „Israel“
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Eitan Shishkoff: Messianische Juden und Heidenchristen in Freundschaft verbunden. Plädoyer für eine gemeinsame Berufung.
GGE-Verlag, Hann. Münden 2014 (3,95 Euro zzgl. Versand).
ISBN 978-3-9816293-2-3
Erhältlich im Buchhandel, bei der GGE-Geschäftsstelle (info@gge-deutschland.de) und im Webshop des GGE-Verlags.
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Thomas Mistele

Thomas Mistele ist Ingenieur und Vorsitzender des ev. Kirchengemeinderats Ilsfeld (Baden-Württemberg). Er gehört zum Leitungskreis der GGE Deutschland.

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