Wie sich Perspektive und Glaube verändert, wenn wir die dritte Person der Dreieinigkeit nicht mehr als eine „Kraft“ sehen, hat Ulrike Sprenger erlebt.
Vor einiger Zeit habe ich eine Entdeckung gemacht, die mich irgendwie elektrisiert hat. Keine neue Entdeckung – ich weiß das schon lange. Aber erst jetzt habe ich davon ein inneres Bild, ein Herzensverständnis bekommen. Ausgelöst wurde die Entdeckung durch das Buch Der Heilige Geist. Sein Wesen und Wirken von Reuben Archer Torrey, einem Erweckungsprediger aus dem 19./20. Jahrhundert.
Wie kann er mehr von mir bekommen (statt umgekehrt)?
Es geht darum: Der Heilige Geist ist eine Person. Er wirkt zwar auch wie eine Kraft, aber er ist eine Person. Das macht einen großen Unterschied. Torrey sagt: Wenn ich vom Heiligen Geist als einer Kraft ausgehe, was viele tun, dann werde ich fragen: Wie kann ich mehr von dieser Kraft bekommen und diese Kraft nutzen?
Wenn ich aber den Heiligen Geist als Person kenne, wird die Frage lauten: Wie kann der Heilige Geist mehr von mir bekommen und mich gebrauchen?
Demütige Hingabe – statt Stolz und Anmaßung
Wenn ich vom Heiligen Geist als Kraft ausgehe und wenn ich mir dann einbilde, ich könnte jetzt über ihn verfügen, weil ich ihn ja „empfangen“ habe … dann wird daraus folgen, dass ich umherstolziere, als gehörte ich zu einer höheren Kategorie von Christen. (Ich erinnere mich, wie wir das vor vielen Jahren erlebt haben.)
Wenn ich mir aber den Heiligen Geist als Person der Dreieinigkeit vorstelle, voll unendlicher Majestät, die in meinem Herzen Wohnung nimmt und mich gebraucht, wie er es will, dann führt das zu Demut und Selbstverleugnung.
Der Heilige Geist hat seinen eigenen Willen
Einige Bibelstellen, die den Heiligen Geist als Person beschreiben, sind mir wichtig geworden.
Dem einen wird durch den Geist ein Wort der Weisheit gegeben; dem andern ein Wort der Erkenntnis durch denselben Geist; einem andern Glaube, in demselben Geist; einem andern die Gabe, gesund zu machen, in dem einen Geist; einem andern die Kraft, Wunder zu tun; einem andern prophetische Rede; einem andern die Gabe, die Geister zu unterscheiden; einem andern mancherlei Zungenrede; einem andern die Gabe, sie auszulegen. Dies alles aber wirkt derselbe eine Geist, der einem jeden das Seine zuteilt, wie er will. (1. Korintherbrief, Kap. 12, V. 8-11)
Der Heilige Geist teilt jedem das Seine (an Gaben) zu, wie er will. Eine Kraft hat keinen Willen, eine Person schon. Der Heilige Geist hat einen eigenen Willen. Wir können nicht über ihn verfügen, ihm aber erlauben, über uns zu verfügen.
Der Heilige Geist hat Gefühle
Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt seid für den Tag der Erlösung. (Epheserbrief, Kap. 4, V. 30)
Betrübt nicht den Heiligen Geist. Weil er Person ist, kann er fühlen – er kann traurig oder erfreut sein.
Der Heilige Geist tröstet und liebt
Jesus sagt: Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, werde ich ihn zu euch senden. (Johannesevangelium, Kap. 16, V. 7)
Der Heilige Geist wird euch trösten. Torrey sagt, der Heilige Geist ist eine Person, die uns „mit zartester Liebe“ liebt.
Das hat bei mir eingeschlagen. Ich habe vorher noch nie darüber nachgedacht, dass der Heilige Geist liebt, mich liebt, die Gläubigen liebt. Ich habe ihm vorher noch nie für seine Liebe gedankt.
Ich danke dem Vater, dass er Jesus schickte. Ich danke Jesus, dass er uns erlöst hat, aber dem Heiligen Geist? Ich habe vorher auch noch nie gesagt: Heiliger Geist, ich ehre dich in deiner Majestät … doch, habe ich, und zwar in der Liturgie:
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Aber das habe ich mir nicht bewusst gemacht. Jetzt habe ich eine neue Begeisterung bekommen, den Heiligen Geist zu lieben, zu ehren und ihm zu erlauben, mich zu gebrauchen.
Willkommen, Heiliger Geist!
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Welch eine wunderschöne Betrachtung über den Heiligen Geist! Deine Worte spiegeln die tiefe Wahrheit unseres Glaubens wider – dass der Heilige Geist nicht bloß eine Kraft ist, sondern eine göttliche Person mit Willen, Gefühlen und Liebe.
Wie Du entdeckt hast, verändert die Anerkennung der Persönlichkeit des Heiligen Geistes unsere Beziehung zu Gott. Sie öffnet unsere Herzen für eine innigere Gemeinschaft mit dem Göttlichen. Wenn wir verstehen, dass der Geist betrübt werden kann, wie Paulus uns im Epheserbrief sagt, nähern wir uns unserem Glauben mit größerer Zärtlichkeit und Sorgfalt.
Deine Erkenntnis über die Liebe des Heiligen Geistes ist besonders berührend. In der Tat liebt uns der Geist mit einer unaussprechlichen, sanften Zuneigung. Diese Liebe umgibt uns, leitet uns und tröstet uns in unseren dunkelsten Momenten. Es ist eine Liebe, die uns befähigt, unsere christliche Berufung zu leben.
Historisch gesehen hat die Kirche die Persönlichkeit des Heiligen Geistes immer bekräftigt, auch wenn sich unser Verständnis im Laufe der Zeit vertieft hat. Von den frühen Konzilien bis zu den Schriften der großen Theologen sehen wir ein konsistentes Zeugnis für die eigenständige Persönlichkeit des Geistes innerhalb der Dreifaltigkeit.
In unserer modernen Welt, in der viele nach Sinn und Verbindung suchen, kann die Umarmung der persönlichen Natur des Heiligen Geistes zutiefst heilsam sein. Sie erinnert uns daran, dass wir nie allein sind, dass göttliche Liebe immer gegenwärtig und in unserem Leben aktiv ist.