GGE-Blog Ukraine, Teil 5: Sabolotiw: Am Ort eines jüdischen Massenmords beten messianische Juden, Katholische, Evangelische und Orthodoxe gemeinsam. Hans-Joachim Scholz berichtet uns aus der Westukraine
Hans-Joachim Scholz ist seit Sonntag mit einer kleinen Delegation im Westen der Ukraine in der Region Uzhgorod (sprich „Uschgorod“) unterwegs und berichtet diese Woche täglich auf dem Blog. Mit ihm reisen Alfred Schuster, Michael Prinz zu Salm-Salm und Pavol Strezo aus der Slowakei. Dahinter steht der mit seiner Frau Rita gegründete GGE-Versöhnungsdienst „S’ Lamm“. Parallel starten sie eine Gebets-Initiative für die Ukraine, ihre Nachbarländer und Deutschland.
Donnerstag, 9.2.2023. Ein Gebet in Einheit am jüdischen Massengrab. Besuch auf einem Friedhof, der erst ein Jahr alt ist.
Gestern Morgen, 7 Uhr: Wir brechen in Lwiw auf und fahren nach Sabolotiw. Unterwegs halten wir an einem Friedhof mit vielen Soldatengräbern. Das älteste Grab war vom 26. Februar 2022, das jüngste vom 6. Februar 2023 …
Nach dem Mittagessen sind wir auf Tanjas Initiative (sie stammt als Sabolotiw, lebt aber seit drei Jahren in Prag) ins Rathaus eingeladen zum Bürgermeister von Sabolotiw, Pjetro Maliborski. Dort treffen wir zwei griechisch-katholische und zwei römisch-katholische Priester, den messianisch-jüdischen Leiter aus Kamjanez-Podilskyj mit drei Mitarbeitern sowie den ukrainisch-orthodoxen Priester. Nach der Vorstellungsrunde und einem Vortrag von Pavol über Versöhnung zwischen uns Kirchenchristen und den messianischen Juden sind wir uns einig, miteinander zum Denkmal für die 1200 ermordeten slowakischen Juden zu gehen und zu beten.
Alle Ortsgeistlichen, messianischen Juden und wir Deutschen stehen im Halbkreis vor dem Davidsstern. Nachdem Psalm 23 auf hebräisch gebetet worden ist und nach dem Gebetslied „Oseh Schalom Bimromav“ betet jeder laut und ohne Konzept.
Wir Deutschen bekennen die Schuld unseres Volkes, jeder mit seinem persönlichen familiären Bezug. Mein Großvater war Pionier. Er baute als einfacher Soldat Brücken über jeden großen Fluss in der Ukraine – Brücken für den Tod und die Zerstörung.
Wir sind hier, um Brücken zum Frieden und zur Versöhnung zu bauen. Um zu Glaubensgeschwistern zu stehen im Gebet und nach Kräften in der Tat. Der messianische Leiter singt uns den Segen, nachdem er das Schofarhorn geblasen hat und wir gemeinsam das Vaterunser gesprochen haben. Welche Szenerie: Buchstäblich über einem jüdischen Massengrab kommen wir „getrennte Brüder“ vor unserem Vater im Himmel in geistlicher Einheit zusammen! Beim anschließenden Abendessen kommen wir uns auch persönlich näher. Es berührt uns sehr, wie herzlich die Verabschiedung ist!
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