Wunder und Weinbau gehen Hand in Hand

Um Gottes Wirken und Leitung zu erleben, müssen wir etwas wagen: David Klenert hat gegen jede Wahrscheinlichkeit ein Unternehmen aufgebaut. Er erzählt Eva Heuser, welche Rolle sein Glaube dabei spielt.   

David, alle Fachleute haben dir abgeraten, du hast es trotzdem gemacht: aus dem Nichts ein Weingut im Landkreis Karlsruhe aufgebaut. Erzähl mal …

2015 haben wir unser Weingut in Kraichtal gegründet – von Null und ohne Kundenstamm. Sowas bezeichnen Fachleute eigentlich als unmöglich. „David, das kannst du vergessen“, haben alle bei den Beratungsterminen gesagt, die wir hatten.

Offensichtlich ging es ja dann aber doch …

Ja, ich bin ein bisschen „rebellisch“, wenn mir jemand sagt, das geht nicht, dann mach ich das erst recht. Wir haben 2015 einen Weinkeller gemietet und mit 2,3 Hektar angefangen. Dieses Jahr bewirtschaften wir schon 27 Hektar. Das ist mehr als eine Verzehnfachung in neun Jahren.

Dazwischen war ja noch Corona. War das kein Problem?

Zwei Drittel unserer Kunden waren Gastronomiebetriebe, die von heute auf morgen schließen mussten. Zehn Tage nach dem Lockdown haben wir dann mit Online-Weinproben angefangen: Nach dem Verschicken der Flaschen habe ich die Weine per Livestream erklärt, unseren Betrieb und unsere Produktionsweise vorgestellt. So haben wir uns quasi gerettet – aber nicht nur das, dadurch wurden wir über die Grenzen unserer Region hinaus bekannt. 

Wie kamst du überhaupt zum Thema Wein?

Mein Opa war Genossenschaftswinzer in Kürnbach. Über ihn kam ich zum Berufsbild Winzer, habe dann dual in Neustadt an der Weinstraße Weinbau und Önologie studiert und in Betrieben in der Pfalz, Baden, der Schweiz und Neuseeland gearbeitet. Ich wollte aber immer meine eigenen Weine machen, diesen Lebenstraum hatte ich schon mit 16. Das haben immer alle belächelt, aber am Ende habe ich es doch gemacht.

Welche Rolle spielt dein Glaube in diesem Lebensprojekt?

Eine immer größere Rolle. Denn je größer so etwas wird, umso mehr brauchst du das Gottvertrauen, dass es funktioniert. Je größer das Rad ist, das du bewegst, umso mehr merkst du, wie begrenzt du als Mensch bist, und dass du eigentlich gar nichts in der Hand hast. Im April hat uns der Frost 30 Prozent der Ernte vernichtet. Wenn du dann als Chef das Problem nicht im Glauben an Gott abgeben und darum bitten kannst, dass es trotzdem reicht, trotzdem funktioniert, dein Betrieb trotzdem damit arbeiten kann, dann hast du irgendwann noch ein anderes Problem: Ohne diesen Ort, wo du deinen Ballast abladen kannst, nimmt deine Seele Schaden.

Wie sich eure Gründung entwickelt hat, klingt sehr ungewöhnlich.

Mir ist auch kein anderer Betrieb in unserer Konstellation bekannt, der nach der Gründung eine solche Größe erreicht hat. Das Tolle bei uns ist aber auch unser Team. Es ist immer auch mit gläubigen Christen gewachsen, weil gerade am Anfang immer jemand aus der Gemeinde dazukam. Letztes Jahr im Juli haben wir unseren Neubau fertiggestellt, wo wir zusätzlich Events veranstalten. Und obwohl uns jeder sagte, dass man für den Service keine Leute kriegt, haben wir mittlerweile 30 Minijobber bei uns. Auf die Frage, warum sie zu uns kommen, meinte eine Person, „man merkt bei euch einfach, dass es anders zugeht“. Wir haben auch unsere Momente, wo wir die Fassung verlieren und am liebsten die Welt zerlegen wollen … aber irgendwie ist es doch spürbar, dass wir noch eine andere Kraft in uns tragen.

In welcher Gemeinde seid ihr?

Wir sind in der Evangelisch-methodistischen Kirche. Mein Opa väterlicherseits war da schon Pastor und auch meine Frau Eva ist praktisch in diese Freikirche geboren worden.

Integriert ihr euer Glaubensleben in die Betriebsabläufe?

Mittwochs haben wir unser Team-Meeting, wo die Bereiche Weinbau, Keller, Vermarktung, Events zusammenkommen. Da beten wir vorher immer. Aber eigentlich will ich jeden Morgen mit Gebet starten – was schwierig ist, weil die Leute im Verkauf früher da sind, während die Eventleute später kommen, wenn sie abends Veranstaltungen haben. Aber das soll keine Ausrede sein. Wir überlegen, wie wir das Gebet besser integrieren können, weil mir das momentan noch zu wenig ist. 

Habt ihr auch Mitarbeiter, die nicht gläubig sind? Wie reagieren sie darauf?

Ja, haben wir. Aber darüber gibt es gar keine Diskussionen. Glaube und Gebet gehören einfach zu uns dazu, das wissen alle. Und wer weiß, wen Gott irgendwann ergreift, nur weil er im Team beim Beten dabeisitzt? Wir können nur das, was wir haben, weitergeben und den Weg zu Gott zeigen. Den eigentlichen Schritt muss jeder für sich gehen.

Habt ihr auf eurem Weg Dinge erlebt, die du als Wunder bezeichnen würdest?

Für mich ist unser Betrieb von vorn bis hinten ein Wunder Gottes und ein Geschenk. Ich habe gleich im ersten Jahr alle 12.000 Flaschen Wein verkauft. Dann konnten wir uns direkt im Nachbarort in einen größeren Weinkeller einmieten, als der erste zu klein war. Wir sind während Corona ohne staatliche Hilfe und ohne Kredit durchgekommen und haben unseren privaten Kundenstamm sogar verdreifacht. Als jeder überlegte, ob er überleben kann, haben wir unseren Markt erweitert! Das ist ein Wunder. Und solche Geschichten gibt es viele. Ich kann machen und tun, aber eine Wirkung entfaltet das erst, wenn wir Gottes Segen dafür haben.

Muss man im Vertrauen auf Gott loslaufen, um das Wunder zu sehen?

Ich habe mal im Jugendkreis eine Andacht gehalten und gesagt: Wir sprechen immer davon, dass Gott unser Leben lenkt. Lenk mal ein stehendes Fahrzeug! Das ändert seine Richtung nicht, da drehen sich nur die Räder. Du musst ins Gehen kommen und dann kann Gott lenken. Dann merkst du auch, wenn du in die falsche Richtung gehst und Gott dich korrigieren will. Das gehört dazu. Vom Sitzenbleiben kann keine Richtung ausgehen.

Und wie findet man am Anfang seine Richtung?

Jeder Mensch hat doch eine Passion, eine Leidenschaft, eine von Gott gegebene Begabung, eine Fähigkeit. Ich würde sagen, starte mit dem, was du jetzt gerade für richtig hältst. Und dann wirst du schnell merken, ob es das ist oder nicht. Ob Gott das will oder nicht.

Was hilft durchzuhalten, wenn es gerade nicht gut läuft?

Nach der zweijährigen Bauphase bin ich momentan etwas ausgelaugt. Die Coronazeit, das Umstrukturieren und Sich-neu-erfinden hat sehr viel Energie geraubt. Dann hilft es mir selbst, mir ins Gedächtnis zu rufen, wie viele Wunder uns geschenkt worden sind. Meine Kraftquelle ist meine Frau, meine Familie. Und das Gebet. Ich rede auch mit Freunden, wenn ich nicht weiterweiß. Einmal hat ein Freund im Gebet für mich gehört, „David, du bist zu sehr Mensch in deinem Betrieb, du willst zu viel selbst lenken, du hast verlernt, die Leitung in Gottes Hand zu geben.“ Da muss man sich wieder bewusst machen, dass ohne Gott gar nichts läuft – selbst wenn es gerade gut läuft.


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David Klenert

David Klenert ist Gründer und Chef eines zertifizierten Bio-Weinguts in Kraichtal (Baden-Württemberg). Er hat Weinbau und Önologie studiert und ist Mitglied der Ev.-methodistischen Kirche.

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